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Haarseife

Was habe ich mich gesträubt. Ich wurde so oft gefragt, ob ich nicht auch Haarseife hätte. Allen voran von Freunden, die sich die Shampoo-Flaschen im Bad sparen wollten. Immer habe ich verneint und darauf hingewiesen, dass Haarseifen eine komplizierte Sache sind und nicht mal eben so gezaubert werden können. Daher war die Haarseife für mich nie von großem Interesse. Zudem hatte ich mehrfach gelesen, dass die Anwendung von Haarseife bei gefärbtem Haar nicht geeignet sei, wodurch es für mich auch keinen Anlass gab, es zu versuchen. 

In der Zwischenzeit bin ich auf andere Aussagen und Berichte gestoßen, wonach es weniger problematisch sei – wie auch immer – im Zuge meines Vorhabens die Plastikflaschen in meinem Bad weiter drastisch zu reduzieren gab es also zwei Möglichkeiten: Ein festes Shampoo-Bar oder Haarseife.

Flüssige selbst gerührte Shampoos habe ich schon viele gemacht, allerdings sind selbst gerührte Shampoos in Sachen Konsistenz eine kleine Herausforderung. Ich habe viele Rezepturen probiert – perfekt ist nie eine geworden.

Da ich anfänglich noch sehr verhalten gegenüber der Haarseife war, habe ich zunächst einen Versuch mit einem festen Shampoo Bar gewagt. Ich habe ein ganz einfaches Rezept aus dem Netz ausprobiert und war positiv überrascht, wie gut es geht, sich den Kopf mit einem festen Bar einzuschäumen. Die Zutaten zum Probieren hatte ich nach meiner großen Aufräumaktion noch da, allesamt Reste, die ich sowieso verbrauchen wollte.


Nun hätte ich für weitere Shampoo-Bars aber die entsprechenden Rohstoffe nachbestellen müssen, und da ich die erneute Überflutung meines Rohstoffschränkchens vermeiden wollte, habe ich mich nun doch genauer mit der Haarseife auseinandergesetzt. Das war eine ganz fabelhafte Idee.

Die Haarseife

Haarseifen sind milder zur Kopfhaut und wirken weniger entfettend als herkömmliche Shampoos. Die Rezepte sind allerdings grundsätzlich anders zusammengesetzt als unsere „normalen“ Naturseifen, da die Haare und die Kopfhaut einfach andere Bedürfnisse haben als die Haut. Das geht beim Schaumfett los und endet nicht beim Rizinusöl 😅. Genaugenommen gibt es einen ganzen Berg an Unterschieden und mir ist zeitweise ganz schwindelig geworden, bei den vielen Informationen 😵. Um das für mich selbst besser zu verarbeiten und zu entwirren, habe ich einen etwas längeren Artikel verfasst, mit dem ich diese ganze Haarseifen-Geschichte mal etwas näher betrachten möchte. ☕

B.nature I Handmade Soap
B.nature I Handmade Soap

Was ist der Unterschied zur normalen Naturseife?

Eine Haarseife wird in der Regel mit weniger Laugenunterschuss gesiedet. Das ist ein Prinzip, dass man auch von Rasierseifen kennt, denn umso weniger die Seifen unterlaugt sind, desto besser schäumen sie. Es gibt verschiedene Erfahrungsberichte zum Thema "Nachfetten der Haare" zu lesen. Ich habe mittlerweile für mich festgestellt, dass ich mit einem höheren Laugenunterschuss und einer geringen Menge Überfettungsöl (OHP) gut zurecht komme. Viele berichten, dass es scheinbar eher an der Komposition der verwendeten Öle und Fette liegt, ob das Haar schneller nachfettet oder eben nicht. Einige Öle/Fette können in zu hoher Konzentration auch den gegenteiligen Effekt haben und das Haar austrocken. Was man aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass die Seifen mit einem kleinern LU und/oder einer niedrigeren ÜF, gepaart mit einem höheren Anteil an Schaumfett, weniger pflegend sind, als die normalen Seifen. Außerdem sind die Anteile von Schaumfetten, Pflegefetten und Rizinusöl komplett anders verteilt als in einer normalen Seife.

Fette & Öle

Das Schaumfett

Ein wichtiger Punkt ist der Anteil des Schaumfettes. Es scheint egal zu sein, ob man Kokos, Babassu oder Palmkernfett verwendet, aber der Anteil ist in der Regel höher als in der normalen Seife - zumindest trifft das bei mir aktuell zu.

 

Bei meinen "normalen" Seifen verwende ich mittlerweile nur noch 15-25% Schaumfett, gern weniger als mehr. Im Netz finden sich unterschiedliche Aussagen von ganz viel Schaumfett bis ganz wenig oder sogar ohne, für besonders trockene Kopfhaut oder auch schnell nachfettende Haare. Bei dicken Haaren darf es auch mal 35-40% Schaumfett sein. Interessant fand ich dabei die logische Aussage, dass Menschen mit schnell fettenden Haaren ruhig weniger Schaumfett nutzen sollten, damit die Kopfhaut nicht komplett entfettet wird. Komplett entfettete Haut bildet schneller neues Fett nach und die Haare sehen dementsprechend auch schnell wieder fettig aus.

Schaum Booster Rizinusöl

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu den normalen Seifen: Rizinusöl kann zwischen 10-20% eingesetzt werden. Auch hier gibt es unterschiedliche Aussagen zur Menge. Bei Kupferzopf werden bis 10% empfohlen, ich habe aber auch Rezepte gesehen, die 15 bis 20% enthielten. Das Rizinusöl wirkt in erster Linie Schaum fördernd, soll aber auch für eine gute Kämmbarkeit und Glanz sorgen. Ich habe mehrfach den Hinweis gelesen, dass die Seifen mit viel Rizinusöl länger zum fest werden brauchen, weshalb man die Wassermenge etwas reduzieren sollte. Ich habe meine ersten Haarseifenversuche mit 33% Flüssigkeitsmenge als OHP gesiedet und bin da bisher weniger auf Probleme gestoßen.

B.nature I Handmade Soap
B.nature I Handmade Soap

Die Basisöle

Als Basis wird meist Olivenöl empfohlen, ebenso wie Mandelöl, Kakaobutter und Sheabutter. Ich habe bei meiner Recherche festgestellt, dass viele Haarseifen Olivenöl enthalten. Olivenöl spendet dem Haar zwar sehr viel Feuchtigkeit und wirkt sehr pflegend, gleichwohl habe ich auch oft gelesen, dass es von den meisten eher als schweres Öl wahrgenommen wird, dass sehr lange braucht, um in die Haare einzuziehen. Es bildet sich dann ein Film auf den Haaren, der sie strähnig und fettig aussehen lässt. Ich selbst habe diese Erfahrung auch schon mehrfach gemacht und festgestellt, dass meine Haare mit Olivenöl leider nicht viel anfangen können. Aus diesem Grund ist bei mir bisher noch nicht in die Haarseife gekommen.

B.nature I Handmade Soap
B.nature I Handmade Soap

Palmöl sorgt in einer Seife zwar für wunderbaren Schaum, ist aber laut Kupferzopf für Haarseife ungeeignet, da es wohl keinerlei nützliche Pflegefunktion für die Haare hat. Irgendwo hatte ich aber gelesen, dass es als "Füller" verwendet und dann zugunsten eines anderen Öls, das man ausprobieren möchte, reduziert werden kann.

Distelöl High Oleic ist für mich eine echte Alternative zu Olivenöl. Gefühlsmäßig empfinde ich es als leichtes Öl, dass meine Haare weniger beschwert. Aufgrund des hohen Anteils an Ölsäure, der sogar höher sein kann als in Olivenöl, soll es genauso pflegend wirken und Feuchtigkeit spenden.

Avocado Öl ist eine regelrechte Vitaminbombe für die Haare. Es dingt sehr schnell in die Haare ein, spendet sehr viel Feuchtigkeit und wirkt gegen brüchiges, trockenes Haar. Irgendwo habe ich sogar gelesen, dass es bei gefärbten Haaren der Farbe mehr Glanz verleihen soll. Nun ja, bei dicken, trockenen Haaren oder gestresster Kopfhaut ist es sicher die richtige Wahl. Bei feinen oder fettigen Haaren sollte man es wohl eher vermeiden, da die Haare dann schnell überpflegt und platt aussehen.

Sheabutter und Kakaobutter sorgen in der Seife für die nötige Festigkeit und sind natürlich auch wunderbar pflegend für die Haare. Eine Aussage über die Dosierung finde ich hier am schwierigsten. Für Sheabutter findet man in einigen Rezepten eine extrem geringe Dosierung von 4-5%, in anderen wiederum bis zu 25%. Rezepte mit Kakaobutter sind mir irgendwie kaum untergekommen.

Weitere Öle für die Haarseife

…sind die besonders linolsäurehaltigen Öle, wie Traubenkern oder Hanföl. Traubenkernöl ist sehr pflegend für die Haarstruktur und wirkt für mein Empfinden als leichtes nicht beschwerendes Öl. Ich setzte es auch sehr gern in meiner selbst gerührten Kosmetik ein. Es enthält viele Vitamine, die das Haarwachstum und die Reparatur des Haares fördern sollen. Außerdem soll es Haarausfall und brüchigem Haar entgegenwirken. Das verwundert nicht, denn es enthält wirklich sehr viel Linolsäure, die als Bestandteil der hauteigenen Ceramide für strahlende Haut und eben Haare sorgt. Die positive Wirkung von Traubenkernöl ist auch auf den hohen Gehalt an Lecithin zurückzuführen. Es fungiert  als Gleitschiene und transportiert fettlösliche Stoffe damit gut in die Haut. Ich konnte für mich feststellen, dass Traubenkernöl für meine Haare sehr gut funktioniert. Ich habe zwar viel, aber eher feines Haar und mit Traubenkernöl wirkt nichts schwer, fettig oder strähnig. Auch bei schnell nachfettendem Haar kann das Öl hilfreich sein.  Bei Ölen, die viel Linolsäure enthalten ist, zumindest für Seife, immer etwas Vorsicht geboten, da sie als Schnellranzer gelten. Sie sollten daher nicht in rauen Mengen eingesetzt werden. Für Traubenkernöl habe ich bis 10% gefunden, getestet und für gut befunden. 

Ein ganz besonderes Öl, das ich auch schon oft in selbst gerührten Conditionern eingesetzt habe, ist Brokkolisamenöl. Es ist einzigartig, wenn es um die Nasskämmbarkeit geht und kann für die Seife sehr schön als Überfettungsöl eingesetzt werden. Es verleiht dem Haar Glanz und wird als natürlicher Silikonersatz angesehen, da es die Haaroberfläche entsprechend glättet. Es spendet sehr viel Feuchtigkeit und hinterlässt keinen Fettfilm auf den Haaren.

Brokkolisamenöl ist teuer und wird in einer CP wohl nicht genau denselben Effekt ausüben können, wie als ÜF Öl bei einer OHP Seife. Denkt bitte daran, dass die NaOH Teilchen beim Verseifen keinen Unterschied zwischen den Fetten und Ölen machen. Sie spalten, was ihnen vor die Nase kommt und komplette Fettmoleküle bleiben meist nie erhalten (siehe Buch „Seife sieden“ von Petra Neumann S. 88-91 oder den Artikel „Seifentechnische Grundlagen zu Fettsäuren“). Das gilt auch für das teure und kostbare Brokkolisamenöl. Daher empfehle ich Euch es wirklich "nur" als ÜF Öl in einer OHP zu verwenden - Ihr werdet begeistert sein – das bin ich aktuell nämlich auch.


Ein weiteres Öl, dass ich diesbezüglich noch testen möchte, ist Abyssinianöl. Es zeichnet sich durch ein spezielles Fettsäuremuster mit einem sehr hohen Anteil an Erucasäure aus, die auch im Brokkolisamenöl enthalten ist. Es soll ähnliche Eigenschaften aufweisen, wie das Brokkolisamenöl, was die Kämmbarkeit und den Glanz des Haares angeht. Außerdem soll es sehr hautfreundlich, geschmeidig und weniger fettend wirken - ich bin mal gespannt.

Die Qual der Wahl

B.nature I Handmade Soap
B.nature I Handmade Soap

Die Wahl der Öle scheint nicht trivial zu sein. Nimmt das Haar ein Öl nicht gut auf, dann bekommt man schnell "klatschige" bzw. fettig aussehende Haare. Ich teste die entsprechenden Öle zuerst direkt an meinen Haaren. Damit bin ich zumindest bei meinen selbst gerührten Shampoos immer gut gefahren. Dazu verreibe ich einfach eine kleine Menge Öl in meinen Händen und knete sie dann in eine Haarsträhne. Wirkt die Strähne fettig oder "klatschig", dann nehme ich dieses Öl nicht für ein Shampoo oder eben die Seife. Ob das mit der späteren Wirkung in der Seife gleichgesetzt werden kann ist die Frage, aber immerhin hat man einen Anhaltspunkt für das Seifenrezept.

Zusätze

Für die Haarpflege kann man so einiges an Zusätzen in die Seife bringen. Viele nehmen gern einen Tee aus Hopfen oder auch gleich Bier. Außerdem sollen diverse Pflanzen wie Brennnessel, Birke oder Rosmarin wohltuend wirken. Salbei soll bei fettendem Haar behilflich sein, schwarzer Tee bei trockenem spröden Haar. Die Liste ließe sich sicherlich endlos weiterführen. Ich habe mich für grünen Tee entschieden, denn den hatte ich gerade in Bio-Qualität da und er soll feines Haar stärken und wieder mehr Volumen geben – das war also zufälligerweise genau die richtige Zutat für mich.


Weitere mögliche Zusätze, die ich unbedingt noch ausprobieren möchte, sind Kaffee, schwarzer Tee und Honig. Kaffee oder auch schwarzer Tee soll dunklen Haaren einen schönen Glanz geben. Das im Kaffee enthaltene Koffein regt die Durchblutung der Kopfhaut an. Man vermutet daher eine Wirkung, die Haarausfall mindert. Eine regelmäßige Spülung mit schwarzem Tee, soll bei brünetten Haaren die Farbe "auffrischen" und schöne Farbreflexe verleihen. Den schwarzen Tee kann man natürlich nicht nur für die Laugenflüssigkeit nehmen, sondern auch als sauren Rinse ansetzen.

 

Ihr merkt schon bei dem Ganzen "könnte, soll, eventuell und möglicherweise" – fragt man sich schnell, was nun wahr oder falsch ist. Klar gibt es viele Aussagen, die kaum oder wenig bewiesen sind. Ich habe für mich beschlossen, einfach an diese Wirkungen zu glauben😅, ob nun bewiesen oder nicht. Honig hat auch eine wahnsinnige Anzahl an pflegenden Stoffen für Haut und Haar, die irgendetwas Gutes bewirken. Keiner weiß so richtig was, und trotzdem setzen ihn alle gern ein. Im Übrigen werde ich Honig auch ganz sicher bei der nächsten Haarseife testen. 

B.nature I Handmade Soap
B.nature I Handmade Soap

Besonderheiten

Zitronensäure

Von großer Bedeutung für das Schaumverhalten der Seifen ist die heimische Wasserhärte. Unsere Naturseifen schäumen schlechter je härter das Wasser. Außerdem können sich dadurch Kalkseifen im Haar bilden, wodurch es stumpf aussehen kann. Kalkseife kann sich auch als gräulicher Belag oder gar Flocken im Haar bilden, die man dann auch sehr schön in der Haarbürste wieder findet. Um dem Phänomen entgegenzuwirken, setzt man 1-5 % Zitronensäure in der Seife ein. Die Zitronensäure wird mit einem entsprechenden Anteil an NaOH neutralisiert. Dadurch bildet sich Natriumcitrat, das als Komplexbildner Calcium- und Magenesiumionen "abfängt", die dann mit ausgewaschen werden und nicht im Haar kleben bleiben. Von Rasierseifen wissen wir außerdem, dass es eben durch diese Fähigkeiten den Schaum stabilisieren kann.

Kleiner Exkurs zum pH-Wert

Sauer macht lustig? In diesem Fall macht sauer glatt! Der pH-Wert spielt in Sachen Haar eine große Rolle. Unsere Haare bestehen aus Keratin. Keratin ist ein wichtiges Protein, das von allen Tieren inklusive Mensch gebildet wird. Es ist der Hauptbestandteil unserer Haare, so auch von Finger- und Fußnägeln. Keratin braucht eine saure Umgebung und ein gesunder Haarschaft hat einen sauren pH von unter 4. Zum Vergleich: der pH-Wert der Kopfhaut liegt, wie auch bei der Haut am restlichen Körper bei 5,5. 


Das der pH-Wert einen wesentlichen Einfluss auf unser Haar-Keratin hat merken wir bei jeder Wäsche mit Haarseife. Nach dem Waschen und ausspülen fühlen sich die Haare meist stumpf und hart an. Glatte und gut kämmbare Haare bekommen wir meist erst nach einem sauren Rinse. Keratin quillt in stark alkalischem Milieu auf. Die Haarschuppen stellen sich auf und das Haar fühlt sich dadurch stumpf an. Das wird im Übrigen auch bei Haarfärbungen genutzt. Die Färbemittel enthalten in der Regel Ammoniakwasser oder andere basische Substanzen. Das lässt das Keratin aufquellen, sodass die Farbe in den Haarschaft einziehen kann (jetzt wo ich mich damit eingehend beschäftigt habe, überdenke ich den Gebrauch von Färbemitteln noch mal ganz intensiv!). Glücklicherweise kann man dieses Aufstellen der Haarschuppen wieder rückgängig machen (sonst wäre eine Haarseife ja auch quatsch), indem man sich einen Liter verdünnte Essig- oder Zitronensäure-Lösung über den Kopf schüttet und das kennen wir als sauren Rinse. Dieser hat einfach die Funktion nach der Benutzung der Seifen, den pH-Wert vom alkalischen zurück in den sauren Bereich zu verschieben, damit sich die Haarschuppen wieder legen und das Haar schön glatt ist.

 

Ich bin immer wieder überrascht von diesem Effekt. Mit meiner aktuellen Haarseife und einem sauren Rinse, benötige ich keinen Conditioner. Die Haare sind so gut kämmbar und glatt, dass ich jedes Mal auf's Neue schwer erstaunt bin.

Einen sauren Rinse vor der Haarwäsche herzustellen dauert keine 30 Sekunden und ist in jedem Fall spielend einfach und kostengünstig. Ich habe bisher einfach 2 EL Apfelessig oder 1-2 EL 30%ige Zitronensäurelösung mit 1 L Wasser oder Tee verdünnt. Aktuell bin ich ja von der  "Earl Grey" Spülung fasziniert: 2 EL 30%ige Zitronensäure auf 1 L starken schwarzen Tee. Die Haare werden richtig griffig und glänzen ganz atemberaubend schön.

 

Nun ist das bei mir aber so: Ich liebe mein Duschritual. Es bedeutet für mich den Abschluss des Tages und ich genieße die heiße Dusche am Abend sehr. Mein Duschritual ist mir heilig und das ich mir nach der Haarwäsche einen Pott Essigwasser über den Kopf schütte ist in diesem Fall günstig und äußerst pragmatisch, allerdings wenig romantisch. Daher habe ich mir eine Alternative überlegt, die denselben Effekt hat, aber nicht so plump daher kommt und für meine Begriffe eine stilvollere Variante darstellt.

After Soap Gel "Grüner Apfel"

Dabei handelt es sich nicht um ein alkoholhaltiges Partygetränk, sondern um ein wasserbasiertes Gel mit saurem pH-Wert, dass die Funktion des sauren Rinse übernimmt. Als Basis dient ein 1,5%-iges Xanthan Gel mit nur wenigen Inhaltsstoffen. Die grundlegende Idee war ja, wie schon gesagt, den sauren Rinse einfach etwas stilvoller zu gestalten. Das Rezept lautet wie folgt:

B.nature I Handmade After Soap Gel
B.nature I Handmade After Soap Gel

Phase A

  • 4,0 % Dermosoft 1388 Eco als Konservierung
  • 1,0 % natural Betaine
  • 80 % Wasser

 Phase B

  • 1,5 % Cosphaderm X34 (Xanthan transparent)
  • 5,0 % 98%-iges pflanzliches Glycerin

 Phase C

  • einige Tropfen 30%-ige Zitronensäurelösung bis pH 3,5  - bitte mit pH-Papier überprüfen
  • mit Wasser auffüllen bis 100 %

 Phase D

  • 20 gtt natürliches Parfümöl "Green Apple" von Manske

Zunächst habe ich Natural Betain und Dermosoft 1388 Eco in abgekochtem, destilliertem Wasser gelöst (Phase A). Cosphaderm löst sich zwar anstandslos im Wasser, dennoch habe ich das Pülverken aus alter Gewohnheit in Glycerin angerieben. Anschließend habe ich die Phase A zu B gegeben, zunächst per Hand mit dem Glasrührstab verrührt und dann mit dem Kai Blendia hochtourig homogenisiert. Nachdem das Gel so hergestellt war, kam die Zitronensäure Lösung dazu. Ich habe den gleichen pH-Wert eingestellt, den ich auch bei der Apfelessig-Wasserlösung vorgefunden hatte und der lag zwischen 3 und 3,5.

 

Nachdem ich den pH schlussendlich überprüft hatte, kam noch etwas natürliches Parfümöl "Green Apple" von Manske dazu und fertig war das „After Soap Gel“. 

Da es sich dabei um ein stark wasserbasiertes Produkt handelt, muss hier natürlich konserviert werden. Als einziger bot sich hier Dermosoft Eco an, da sich dieser auch in einer Wasserphase unterbringen lässt und einen niedrigen pH-Wert braucht, um seine konservierenden Eigenschaften voll zu entfalten. Aus den Angaben bei Aliacaura.de habe ich einfach mal geschlossen, dass die konservierende Wirkung auch noch  bei sehr kleinem pH erhalten bleibt. Das muss ich weiter beobachten, allerdings ist es nur für mich und ich habe es bisher nur in kleiner Menge angesetzt.


Erfahrungen

Die wichtigste Erfahrung: Haarseife funktioniert für mich super 😊.

 

Als Orientierung für meine ersten Haarseifenversuche diente mir ein Rezept aus dem Buch von Petra Neumann (S. 210). Ich habe es in zunächst in drei Abwandlungen probiert, bevor ich mich an ein eigenes Rezepte getraut habe. Die hier gezeigte Seife war der erste Versuch und gefiel mir am besten. Dabei hatte ich auf Oliven- und Avocadoöl verzichtet und dafür Distelöl HO und Traubenkernöl verseift. Die dunkelbraune Farbe ist einem Sud aus grünem Tee zu verdanken, den ich als Laugenflüssigkeit verwendet hatte. Nach der Verseifung im Backofen kam noch Joghurt und Brokkolisamenöl in die Seife. Außerdem habe ich sie passend zur Laugenflüssigkeit mit "Green Tea" von Behawe beduftet.

Für meinen nächsten Haarseifenversuch möchte ich den Schaumfettanteil von 30% auf 25% reduzieren, nicht weil ich damit unglücklich gewesen wäre, sondern weil ich einfach mal ausprobieren möchte, ob es zum Waschen für mich ausreicht.

B.nature I Handmade Soap
B.nature I Handmade Soap
B.nature I Handmade Soap
B.nature I Handmade Soap

Meine ersten Gehversuche mit der Haarseife waren überraschenderweise mehr als positiv. Um genau zu sein, bin ich einfach mal schlichtweg begeistert. Das Einschäumen geht sehr viel schneller als ich vermutet hatte, das Waschgefühl ist hervorragend und steht einem milden Naturkosmetik Shampoo in nichts nach. Ich möchte sogar zu Protokoll geben, dass  diese Haarseife das angenehmste ist, was ich mir je in die Haare geschmiert habe 😅. Auch der saure Rinse funktioniert für mich einwandfrei. Ich konnte den Unterschied immer sofort spüren. Die Haare werden glatt und lassen sich hervorragend kämmen, ohne Conditionier- oder Hilfsmittelchen - ich bin einfach unglaublich überrascht.

Haarseife ist ein gigantischer Themenkomplex. Es gibt einfach eine Überflut an Informationen und Erfahrungsberichten. Da ich mir das alles niemals 😵 merken könnte, werde ich meinen Blog dazu nutzen mir selbst auf die Sprünge zu Helfen und eine Rubrik für Haarseifen anlegen. Dort werde ich dann alle Informationen zur Haarseife sammeln, um einfach einen besseren Überblick zu haben.

Aufgrund akuter Begeisterung habe ich mich mittlerweile auch an eigenen Rezepten versucht. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich diese Seifen anfühlen werden, und berichte natürlich ausführlich. Aber bis dahin, verabschiede ich mich erstmal und sage: Bis zur nächsten Seife.

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Kommentare: 11
  • #1

    Susanne (Mittwoch, 02 Januar 2019 10:09)

    Liebe Bettie,
    das Thema Haarseife hat mich auch Jahrelang beschäftigt. Jetzt endlich bin ich auch bei meiner Haarseife angekommen und glücklich damit. Auch die saure Rinse geht nun und das gefällt mir :)
    Deine Freude kann ich also gut verstehen, Dein Seifchen hat eine tolle Farbe bekommen. Sie sieht leicht rustikal aus und das sind mir nach so vielen Jahren immer noch die liebsten :)
    Tee als Laugenflüssigkeit werde ich auch das nächste Mal probieren.

    Liebe Grüsse und eine schöne erste Woche im neuen Jahr
    Susanne

  • #2

    ❤ Bettie (Mittwoch, 02 Januar 2019 12:15)

    Liebe Susanne,
    das kann ich verstehen, die Haarseifen-Thematik nimmt ja auch überhaupt kein Ende, wie ich festgestellt habe. Aber wie du schon sagst, das dranbleiben lohnt sich. Wenn man erst das passende Rezept für deinen Schopf gefunden hat, können alle anderen Mittelchen einfach mal nach Hause gehen �...und unter uns...ich mag diese leicht rustikalen Seifen auch am liebsten �, da kann man einfach sagen, was man will.
    Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr und sende ganz liebe Grüße,
    Bettie

  • #3

    Tina (Freitag, 04 Januar 2019 08:51)

    Liebe Bettie,

    freut mich ja so zu hören das dich das Thema auch gefangen hält! So habe ich mit
    Spannung deine Abhandlung gelesen und bin mal wieder tief beindruckt von deiner
    Recherche ❤ Da es (langsam) wieder Zeit wird für eine neu Charge Haarseifen. Ich
    benutze immer zwei Haarseifen mein eigenes und eines von Ingeborg Josel mit denen
    ich sehr gut fahre. Das Rezept von Susanne werde ich auch mal versuchen und deine Blog
    abhandlung aufgreifen. Dein After Soap Gel ist schon abgespeichert, großen Dank dafür :*
    bisher habe ich entweder Rinse oder eine gekaufte Saure Spülung (für unterwegs) benutzt.
    By the way: Die Seifenfotos sind mal wieder große Klasse uns so ansprechend ❤❤❤

    Ganz liebe Grüße und gesundes 2019❤!!
    TINA

  • #4

    ❤ Bettie (Freitag, 04 Januar 2019 12:09)

    Liebe Tina ❤,
    ich habe DEIN Rezept, welches du freundlicherweise auf deinem Blog geteilt hast, auch schon nachgesiedet � . Allerdings als OHP. Und da ich nicht alle Zutaten da hatte, in leicht abgewandelter Form - aber wirklich nur leicht (beispielsweise fehlte mir Hennapulver). Ich will den Versuch mit Olivenöl wagen ;-) Im Augenblick steht sie noch unberührt im Regal und ich kann es kaum erwarten sie zu testen ;-).
    Ich freue mich, dass dir die Seifenfotos gefallen und danke dir für deinen herzlichen und lieben Kommentar ❤.
    Ganz liebe Grüße,
    Bettie

  • #5

    Christiane (Samstag, 05 Januar 2019 07:51)

    Liebe Bettie,
    Ich freue mich mit dir, dass die Haarseife so gut geworden ist. ❤️
    Deine Recherchen sind wiedermal sehr beeindruckend. Großes Danke fürs Teilen deines Wissens!
    Alles Gute für 2019 und liebe Grüße, Christiane

  • #6

    ❤ Bettie (Samstag, 05 Januar 2019 09:10)

    Liebe Christiane,
    herzlichen Dank für deine lieben Worte ❤.
    Ich wünsche dir auch alles Gute für das neue Jahr und sende dir ganz liebe Grüße,
    Bettie

  • #7

    Emilia (Samstag, 05 Januar 2019 13:57)

    Die Seife sieht toll aus. Ich hab auch schon öfter Seife gesendet, werde mich jetzt auch Mal an eine Haarseife wagen. Magst du verraten, welche Seifenformen du verwendet hast?

  • #8

    ❤ Bettie (Sonntag, 06 Januar 2019 20:24)

    Hallo Emilia,
    Herzlichen ❤️ Dank. Die Silikonform gab es mal bei Aliexpress. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie die genaue Bezeichnung lautet, ich glaube irgendwas mit "Stone"... sorry, dass ich dir nicht mehr sagen kann.
    Ich danke dir für deinen Besuch und deinen lieben Kommentar ♥️.
    Liebe Grüße,
    Bettie

  • #9

    Karin (Samstag, 19 Oktober 2019 13:39)

    Hallo Bettie, ich habe heute deinen blog gefunden und bin soooooo begeistert.. So viele tolle Infos.
    Ich bin noch gaaanz am Anfang mit Haarseife, habe jetzt eine "gebaut" für meine Schwiegertochter, die afrikanisches Kraushaar hat. Das Rezept mit deiner Apfel-gel-rinse finde ich super ansprechend. Nur.. wo bekomme ich diese Zutaten her? Ich kenne davon fast nichts :/
    Viele liebe Grüße
    Karin

  • #10

    Claudia (Donnerstag, 26 Dezember 2019 14:55)

    Hallo,

    Ich beschäftige mich seit einiger Zeit viel mit dem selbst herstellen von Seifen. Allerdings getraue ich mich bisher nicht diese selbst zu sieden. Du schreibst hier von Lauge mit grünem Tee. Dürfte ich das Rezept für die abgebildete Seife erfahren?
    Danke Claudia

  • #11

    Bettie (Samstag, 28 Dezember 2019 15:38)

    Liebe Karin,
    diese Zutaten findet man in entsprechenden Internet-Shops, z.B. Dragonspice, Alexmo Cosmetics und Manske. Dort kannst du findest du die Zutaten schnell über die Suchfunktion.

    Liebe Grüße,
    Bettie

    Liebe Claudia,
    leider kann ich dir das Rezept der abgebildeten Seife nicht verraten, da es nicht mein eigenes ist. Für den ersten Versuch habe ich mich an das Haarseifenrezept aus dem Buch "Seife sieden" von Petra Neumann gehalten. Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen, ganz besonders wenn du noch keine Seife gesiedet hast.
    Liebe Grüße,
    Bettie